Ich hatte bereits vor einigen Wochen über “Die Kinderhexe” und die dazu gehörende Lesung von und mit Roman Rausch berichtet.
Der Nachfolgeroman “Die Kinder des Teufels” ist hier natürlich Pflichtlektüre, auch wenn mir das Lesen dank des Weihnachtsgeschäftes schwer gefallen ist – Zeitmangel, wenig Schlaf und ca. 400 Seiten sind keine gute Kombination, wenn man keine Rauschmittel oder andere Helferlein konsumiert.
Hier nun meine (wenn auch späte) Rezension zu dem historischen Roman, welcher wie der Vorgänger in einem der schwärzesten Kapitel Würzburgs spielt.
Es ist Winter, der Dreißigjährige Krieg tobt in Bayern und Umgebung. Wer nicht in den Krieg ziehen musste, leidet Hunger und kann froh sein, wenn er nicht einer der zahlreichen Hexenverbrennungen zum Opfer gefallen ist.
Unsere Protagonistin Kathi hat eine eben solche Verleumdung bzw. Besagung überstanden, Ihre Mutter gebiert einen kleinen Bruder und alles könnte trotz der harten Zeiten gut sein. Doch leider stirbt Ihr einzig verbleibener Elternteil. Zu allem Unglück richtet sich dank des Niedergangs eines roten Kometen auch noch die Aufmerksamkeit der Obrigkeit aus Rom auf Würzburg. Stand nicht in den Qumran Psalmen etwas über die roten Ströme Belials, welche über uns kommen werden?
Als bekannt wird, dass Kathis kleiner Bruder ein Muttermal in Form der Teufelszahl 666 trägt und eine unerklärbare Teufelskrankheit alle Gläubigen Würzburgs heimsucht, beginnt ein Versteckspiel auf Leben und Tod. (eine Leseprobe gibt es hier)
Soviel zur Vorgeschichte.
Was mir sehr gut gefallen hat, ist die genaue Beschreibung der damaligen Zeit. Man kann sich richtig vorstellen, in welch Armut die Menschen damals lebten. Kinder waren teilweise nichts wert oder eben nur billige Arbeitskräfte. Nahrung war knapp und die etwas besseren Stände lebten in Saus und Braus.
Vor den Stadttoren war man nicht sicher, die Torschlußpanik ergriff jeden zu Recht, der nicht innerhalb der sicheren Stadtmauer Zuflucht fand.
Natürlich macht auch das Auftauchen von noch heute bekannten Plätzen oder Ortschaften die Sache greifbarer.
Das nicht einmal Geistliche vor Besagungen sicher waren, zeigt zur Kinderhexe den Wandel der Zeit. Die Teufelsangst und Not der Leute machte nicht einmal vor der Kirche halt.
Die Teufelskrankheit und Jagd nach dem vermeindlichen Anti-Christen baute einen Spannungsbogen auf, der in meinen Augen ein wenig zu früh abbaut. Vielleicht hätte hier eine Verschwörung oder anderer “Aha”-Effekt dem Buch noch gut getan. Die letzten 30-50 Seiten beenden die Geschichte, das Geheimnis wird aber schon ein wenig früher gelüftet.
Wem die Kinderhexe gefallen hat, wird auch bei “Die Kinder des Teufels” auf seine Kosten kommen.
Gerade für Franken oder Liebhaber von detailgenauen Erzählungen ein Muss.