Grasse – die Stadt des Parfüms

Am vierten Tag ging es über die A8 nach Grasse. Nachdem ich mich bei der Mautstation (zum ersten und letzten Mal!) falsch eingeordnet hatte, und wir dem Notdienst die 4,40€ in bar bezahlt hatten, waren wir in ca. 1h angekommen.
Erste Anlaufstelle in der am Berg gelegenen Stadt war das Parfümmuseum “musèe International de la Parfumerie“.
Die 4.-€ Eintritt lohnen sich, da hier die ganze Geschichte des Parfüms von der Antike bis heute dargestellt wird – inkl. Schminke und Pomade. Dazu gab es auch noch einen dt. Audio-Guide – eine Art MP3-Player mit Lautsprecher-, welcher auf Nummerneingabe Zusatzinformationen zum jeweiligen Standort im Museum ausspuckt.
Am besten waren aber die verschiedenen Duftproben in Form von gepressten Duftsteinen oder Duftspender, wo einem der jeweilige Duft entgegengepustet wurde.
Ein Highlight war der Duft “Bauernhof” und “stinkender Mann neben mir”, wobei zweiteres nicht zur Ausstellung gehörte. Ein temporäres Exponat in Ferrari-Shirt und kurzen Hosen. 😀
Das passende Ende waren 5l (l = Liter!!!) Flacons von Channel No 5, Givenchy etc. – natürlich alle bis oben hin gefüllt! (ob mit Parfüm oder Farblösung sei dahingestellt)

Nach einer kurzen Tour durch die Altstadt von Grasse ging es zu Fragonard, einer alt eingessessen Parfümfabrik.
Im Herzen von Grasse steht noch eine historische Fabrik von Franogard, in welcher man sich kostenlos zeigen lassen kann, wie früher Parfüm gemischt bzw. die Essenzen dafür gewonnen wurden.
Los ging es am Ende, bei der Abfüllanlage. Fragonard produziert nur für sich selbst und stellt eigene Düfte her – Parfüms für die Damen und Eau de Toilette für die Herren.
Früher benötigte der Hersteller 30 Tage und 1 Tonne Rohmaterial um aus Jasminzerbrechlichen Blüten wie der den Duft bzw. 1l Essenz zu extrahieren. Dank moderner Technik und speziellen Lösungsmitteln geht dies in nur noch 5h Stunden. Die Menge von 1 Tonne Blüten bleibt aber identisch!
Andere Duftstofe werden durch warme Destilation hergestellt bzw. extrahiert. Dies geht relativ schnell und findet seit Ewigkeiten identisch statt:
Gewürz oder Blüte etc. mit Wasser erhitze, den aufsteigenden Wasserdampf abkühlen und das gewonnene Destilat in Essenz und Wasser trennen.

Am aufwändigsten ist aber die Erfindung des Duftes an sich. Die Kreation eines Duftes beherrschen nur ca. 40-50 Supernasen (nicht Thomas Gottschalk oder Mike Krüger!) auf der Welt.
Diese “Nase” (Le nez) kann bis zu 2000 Essenzen erkennen und arbeitet mit Hilfe der so genannten “Duftorgel” (siehe Foto) an einem neuen Duft für 7-9 Monate.
Da es nur so wenige Parfümerfinder gibt, arbeiten diese meist als Freelancer und sind auch relativ teuer. Doch wer mit seinem Duft einen Volltreffer landet, kann diesen über Jahre verkaufen. z.B. Channel No 5 und Kölnisch Wasser 4711 etc.

Am Ende gibt es noch einen Fabrikverkauf, wo man 30ml echtes Parfüm (20% Essenzen) für 34.-€ und 100ml Eau de Toilette für 24.-€ erhält.
Mit einem Rabattgutschein von der Touristeninformation gibt es nochmal 10% auf den Endpreis. Und man hat ein Parfüm in den Händen, welches es so nur in Frankreich gibt. Ich nenne jetzt 100ml Eau de Toilette “Concerto” mein Eigen!

Als wir mit allem fertig waren brummte mir erstmal der Kopf – zuviel (gute) Gerüche.
Leider wurde es an der Parkhauskasse nicht besser. Die Deppen vor uns haben 70 Cent (!) mit der EC-Karte bezahlt.
Als ich unsere 4,60€ mit einem 5.-€ Schein zahlen wollte, wusste ich wieso. Der scheiß Automat nahm nur Münzen! Wie schon bei den ersten Mautautomaten auf frz. Seite konnten wir geradenoch genug Kleingeld zusammenkratzen!

Alles in allem ist Grasse aber eine Reise wert. Es gibt zwar keine weiten Blütenfelder mehr wie in “Das Parfüm“, dafür hat die Geschichte aber auch so mehr als genug an Geschichte vorzuweisen.

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